Turniersieg zum Jahresauftakt in Untergrombach

Turniersieg zum Jahresauftakt in Untergrombach

Mit einem sensationellen Ergebnis von 7 Punkten aus 7 Partien konnte unser Vereinsmitglied Nico König das B-Turnier des diesjährigen 40. Untergrombach Open gewinnen. Dabei war Ihm der Turniersieg aufgrund der besten Zweitwertung (DWZ-Durchschnitt der Gegner) schon nach der 6. Runde sicher.

Auch wenn die Zahl der Pfinztaler Teilnehmer wieder mal sehr gering ausfiel, konnten wir dennoch zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte (laut Helmut Majewski) einen ersten Platz in Untergrombach für uns gewinnen.

Turnierbericht von Nico König:

Schon im vergangenen Jahr hatte ich die Chance das B-Turnier in Untergrombach mit meiner damaligen DWZ-Wertung von 1459 zu gewinnen, nachdem ich zur letzten Runde die Tabelle mit 5,5 Punkten und der besseren Zweitwertung führte. Nach einer überaus schlecht gespielten Niederlage zum Abschluss beendete ich das Turnier dann auf dem 5. Platz und musste mich mit einem Ratingpreis zufrieden geben.

So startete ich das diesjährige Turnier zwar mit dem Ziel den ersten Platz zu erreichen, aber mir war durchaus bewusst, dass es genug vor allem junge talentierte neue Spieler gibt, die vermutlich besser spielen können als ich. Zumindest wollte ich einen der ersten vier Plätze erreichen (mit Preisgeld) da ich mit einer DWZ-Wertung von 1595 für keinen Rating-Preis im B-Turnier mehr in Frage komme. Ich startete das Turnier als 8. in der Rangliste der Teilnehmer.

In der ersten Runde bekam ich Joachim M. vom Schachclub Rochade Metzingen zugelost, der trotz eines DWZ-Unterschiedes von über 400 Punkten die Partie über lange Zeit im Gleichgewicht hielt. Erst als mein Gegner sich entschied einen Doppelbauern mit seinem Turm zu decken anstatt die offene Linie zu besetzen, kippte die Partie innerhalb weniger Züge zu meinen Gunsten. Erst konnte ich selbst die offene Linie mit beiden Türmen besetzen und dann war es mir auch noch möglich beide Türme auf die gegnerische 7. Reihe zu bewegen. Einen Zug vor dem drohenden Schachmatt gab mein Gegner dann auf.

Am zweiten Tag stand die erste Doppelrunde an und mein erster Gegner hieß Magnus R. über den ich online nicht viel herausfinden konnte, der allerdings im vergangenen Jahr ebenfalls schon in Untergrombach spielte und ein starkes Ergebnis von 5 aus 7 Partien erspielte. Mit den schwarzen Steinen musste ich mich gegen 1. d4 beweisen und aufgrund fehlender Theorie in einer katalanischen Struktur improvisieren. Dabei konnte ich lange Zeit erfolgreich meinen Mehrbauern auf c4 verteidigen, bis ich durch Angriffe auf die gegnerische Dame den katalanischen Läufer abtauschen und danach meinen Bauern auf c4 mit dem Zug b7-b5 festigen konnte. Danach war die Partie nur noch eine Formsache, da auch die gegnerischen Springer keinerlei Perspektiven hatten und ich kurz darauf mit einem taktischen Spieß einen Turm ohne Kompensation einsammeln konnte.

Am Nachmittag durfte ich wieder mit Weiß gegen Rainer K. antreten. Gegen diesen ehemaligen KSF’ler verlor ich vor zwei Jahren auf Zeit, ebenfalls mit Weiß und in Untergrombach. Seitdem habe ich keine klassische Partie mehr auf Zeit verloren: „Lessons learned“. Inzwischen konnte ich mit einer ganz anderen Eröffnung starten und mein Gegner bereute den Zug „a6“ verpasst zu haben, als er in einer komplizierten Theorievariante schon im 11. Zug einen Springer einstellte. Daraufhin gab er direkt auf.

Dieser Sieg brachte mich an die Spitze der Tabelle, womit ich die nachfolgenden vier Partien alle am ersten Brett spielen durfte (nur die Tischseite / Brettfarbe musste ich zwischen den Partien wechseln). Das bedeutete außerdem das alle sieben vor mir gesetzten Spieler zu diesem Zeitpunkt schon mindestens einen halben Punkt liegen gelassen haben und ich im gesamten Turnier auch keinem von diesen Spielern entgegentreten musste.

Über meinen nächsten Gegner fand ich heraus, das er die englische Eröffnung spielte und vermutlich mit der g3-, oder der „Whale“-Variante fortsetzen würde, wobei ich auf letztere hoffte. Dementsprechend bereitete ich mich sehr ausführlich auf diese Varianten vor was schussendlich auch belohnt wurde. Bis zum 13. Zug war ich noch komplett in meiner Vorbereitung und der 14. Zug meines Gegners war dann auch direkt ein Fehler, der mir einen entscheidenden Vorteil brachte. Im 18. Zug hatte mein Gegenüber noch einmal die Chance die Partie auszugleichen, die er jedoch verpasste und stattdessen im 20. Zug Schachmatt gesetzt wurde. Für die gesamte Partie hatte ich gerade einmal drei Minuten auf meiner Schachuhr verbraucht dank der gelungenen Vorbereitung.

Daraufhin folgte am Freitag wieder eine Doppelrunde und mein erster Gegner war Bettina R., ein erfahrenes „Urgestein“ des Untergrombacher Opens. Die ersten zwei Züge meiner Kontrahentin konnte ich in der Vorbereitung noch korrekt erahnen, was mir aber nur einen leichten Vorteil mit Weiß verschaffte, den ich schon sehr bald wieder verschenkte. Mit allen Bauern auf dem Brett ergab sich eine komplizierte Stellung direkt vor den Königen, die ich nicht zu meinen Gunsten auflöste. Dankenswerterweise fand auch meine Gegnerin nicht die korrekten Züge um ihren leichten Vorteil zu erhalten und tauschte viele Leichtfiguren ab unter Verlust eines Bauerns. Daraufhin erlaubte ich das Abwickeln in ein reines Bauernendspiel ohne Mehrbauer, in der falschen Erwartung das es gewonnen sei. Gefährlich war es trotzdem und Bettina verpasste gleich zwei Chancen das Remis zu Halten und gab zum Schluss auf, als sie unter Zugzwang stand.

Am Nachmittag saß ein weiterer häufig gesehener Teilnehmer des Untergrombacher Opens mir gegenüber. Er offenbarte sich als sehr nett und zum Plaudern aufgelegt, sowohl vor als auch nach der Partie. Mit den weißen Steinen eröffnete er im häufig gesehenen Londoner-System und zum ersten Mal in diesem Turnier machte ich schon in der Eröffnung eine Ungenauigkeit in der Erwartung, dass man die Stellung so spielt. Mein Gegner verfiel in den darauffolgenden Zügen aber in deutlich längere Bedenkzeiten, sodass mein Zug zumindest einen positiven Effekt erzielte. Er schaffte es mir meine Bauern vor dem König zu öffnen (Doppelbauer auf der f-Linie), konnte diese Schwäche aber daraufhin nicht ausnutzen und machte auf der anderen Seite des Brettes einen entscheidenden Fehler durch das Vorrücken eines Bauerns. Daraufhin bekam ich leichtes Spiel und sicherte mir einen Mehrbauern und einen starken Springer auf einem Vorposten auf d3. In einem verzweifelten Versuch auf Gegenspiel opferte mein Gegner daraufhin gleich zwei Figuren, doch als der Damentausch nicht mehr abzuwenden war, gab er auf.

Damit erreichte ich 6 Punkte aus 6 Partien und war einen ganzen Punkt vor dem Rest des Teilnehmerfeldes. Spät am Freitagabend erfuhr ich dann auch, dass dieser Vorsprung direkt für den Turniersieg ausreichte was mir große Erleichterung verschaffte. Denn damit konnte sich mein Missgeschick aus dem Vorjahr nicht wiederholen und ich konnte in der letzten Partie frei aufspielen. Zugelost bekam ich den 23-jährigen Tobias A. vom Schachverein Bruchsal, welcher in diesem Turnier mein jüngster Gegner wurde. Das heißt, ich konnte mir den Turniersieg sichern ohne mich gegen ein Jugendtalent beweisen zu müssen (die Plätze 2 und 3 gingen letztendlich an zwei Jugendliche vom Schachverein SABT Frankfurter TV).

Die letzte Partie versprach spannend zu werden da mein Gegner sich durch einen Sieg noch mindestens den vierten Platz und damit Preisgeld sichern konnte und dies auch schon vor Beginn der Partie ankündigte. Wiederum fühlte ich mich in der Eröffnung sicher und verwechselte dabei anscheinend eine Variante komplett und erspielte mir einen Minusbauern ohne Kompensation. Da ich in der Partie aber davon ausging, alles richtig gemacht zu haben war ich guter Dinge und drohte eine Figur zu gewinnen. Dann spielte mein Gegner zu schnell und nahm seinen schwarzen Läufer in die Hand und wollte damit meinen Springer fesseln. Doch bevor er die Figur abstellte, merkte er, dass er damit einen Springer einstellen würde und musste dann mit diesem Läufer einen anderen unnötigen Zug machen. Damit ging eine andere Leichtfigur tatsächlich verloren und er bekam gerade mal einen weiteren Bauern dafür. Die Partie fing damit aber eigentlich erst an spannend zu werden. Mit aktiven Zügen erspielte sich mein Gegner einen dritten Bauern. Insgesamt ging die Partie fast fünf Stunden lang, in denen ich immer wieder meinen Vorteil verspielte und mein Gegner das Remis in der Hand hatte. Da er aber auf Sieg spielen wollte ging die Partie immer weiter, bis ich jedwedes Gegenspiel meines Gegners neutralisieren und zu viele Bauern zurückgewinnen konnte. Damit verhinderte ich meinem Kontrahenten den vierten Platz, welcher stattdessen an Peter Greiling ging. Aber Tobias konnte sich immerhin den besten Rating-Preis der Gruppe 1350 – 1499 DWZ sichern. Mit diesem Preis musste ich mich ja im Vorjahr ebenfalls zufrieden geben.

Mit 7 aus 7 habe ich alle meine Erwartungen an das Turnier übertroffen und mein Schachziel, einmal einen Turniersieg zu sichern, erreicht. Mein nächstes kleineres Ziel wird erstmal sein eine DWZ von 1700 zu erreichen.

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